Integriertes Ersatzteil-Management: Wie O&M-Teams die Ersatzteilbeschaffung für PV-Anlagen effizient meistern – Ein Experteninterview mit Stefan Wippich von SecondSol
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Der Betrieb großer Photovoltaikanlagen ist geprägt von Effizienz, Verfügbarkeit und Sicherheit. Doch was passiert, wenn Module oder Wechselrichter ausfallen und keine Daten mehr übertragen werden? Stefan Wippich von SecondSol erklärt in einem Interview mit Valentina Maurer von Amperecloud, worauf bei der Ersatzteilbeschaffung für Solaranlagen geachtet werden muss und wie die Integration in ein Betriebssystem wie Amperecloud das Ersatzteilmanagement effizienter gestaltet.
In vielen Leitwarten beginnt in solchen Momenten die typische Alarmkette: Das Betriebssystem wie etwa Amperecloud Platform meldet eine Störung, ein automatisiertes Ticket wird erstellt, ein Einsatz wird über das System geplant – und der zuständige Techniker erhält seine Aufgaben inklusive digitalem Bericht direkt in Amperecloud Platform. Spätestens an diesem Punkt stellt sich oft eine entscheidende Frage: Wo bekommen wir jetzt schnell das passende Ersatzteil her?
Content und Product Marketing Managerin bei Amperecloud, Valentina Maurer, hat mit Stefan Wippich, Gründer und Geschäftsführer der SecondSol GmbH, einer der führenden Online-Marktplätze für Photovoltaik-Ersatzteile und Komponenten in Europa, gesprochen. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Bereich Solarenergie hat er SecondSol zu einer zentralen Anlaufstelle für Betreiber, Dienstleister und Händler im Bereich der erneuerbaren Energien aufgebaut. Zusammen sprechen die beiden darüber, wie Anlagenbetreiber und O&M-Dienstleister die Ersatzteilbeschaffung smarter, sicherer und zukunftsfähiger gestalten können.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Welche Herausforderungen bestehen aktuell bei der Beschaffung von Ersatzteilen für PV-Anlagen?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Ein zentrales Problem ist die hohe Innovationsgeschwindigkeit im Markt. Module, Wechselrichter und Speicher entwickeln sich so schnell weiter, dass Ersatzteile häufig schon nach wenigen Jahren nicht mehr verfügbar sind. Besonders kritisch wird es bei älteren Anlagen: Hier sinkt die Verfügbarkeit von Komponenten drastisch, während die Preise steigen. Neben der Verfügbarkeit ist vor allem die Kompatibilität wichtig – z.B. bei Wechselrichtern. Tauscht man einfache defekte Geräte gegen neue, kann es zu Problemen mit dem Anlagenzertifikat oder der Kommunikation kommen. Ein Tausch gegen neue, aktuelle Geräte ist dann technisch oder rechtlich schwierig.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Wie viele Ersatzteile sollte ein O&M-Betrieb haben?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Die Antwort auf diese Frage hängt stark vom Anlagentyp und der individuellen Risikoabschätzung des Eigentümers ab. Wir beobachten, dass größere PV-Anlagen in der Regel ein besseres Ersatzteilkonzept als kleinere PV-Anlagen haben. Aus unserer Sicht ist es daher wichtig, frühzeitig festzulegen, wie viele Module oder Wechselrichter eingelagert werden sollen – idealerweise direkt bei der Anlagenplanung. Dabei sollten neben den Hauptkomponenten auch Zubehörteile, wie Klemmen oder Sicherungen und Sensorik, berücksichtigt werden. Eine solide Ersatzteilstrategie zahlt sich bei Ausfällen doppelt aus: durch reduzierte Stillstandszeiten und gesicherte Produktionsmengen.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Wie oft benötigt man in der Regel Ersatzteile für PV-Anlagen?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Die Notwendigkeit hängt vom Alter der Anlage, dem Standort und den klimatischen Bedingungen ab. Aber auch der Klimawandel verändert hier deutlich die Risikolage: Unwetterereignisse wie starke Stürme mit Hagel und Blitz nehmen zu. Weiterhin können auch kleinere Missgeschicke und Fehler bei der Wartung, etwa durch Rasenmäher oder nicht ordentlich geschlossene Steckverbindungen, zu defekten Komponenten führen. Als Faustregel gilt: In den ersten 5 Betriebsjahren ist es einfacher an Ersatzteile zu kommen als in den letzten 15 Betriebsjahren. Daher sollten Ersatzteile auf Vorrat eingeplant und regelmäßig überprüft werden.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Welche Ersatzteile für Solaranlagen werden am häufigsten benötigt?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Am häufigsten fallen Kabel, Stecker, Wechselrichter und Sicherungen aus. Doch auch Solarmodule sind ein Thema. Während Module meist nicht reparabel sind, können Wechselrichter – je nach Typ – durchaus instand gesetzt werden. Unternehmen wie Hilker Repair bieten herstellerunabhängige Reparaturen oder Pre-Maintenance-Leistungen an, um die Lebensdauer gezielt zu verlängern. Zwar haben Wechselrichter eine erwartbare Laufzeit von 10 bis 15 Jahren – aber auch hier gilt, wer frühzeitig Ersatz schafft, ist im Vorteil.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Wo kriege ich als O&M-Dienstleister Ersatzteile für PV-Anlagen her?

STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: In den ersten Betriebsjahren erhält man beim Hersteller oder bei Großhändlern seine Ersatzteile, insbesondere, wenn noch Garantie- und Gewährleistungsansprüche bestehen. Aufgrund der schnellen technologischen Entwicklung haben Hersteller und Händler aber oft schon nach relativ kurzer Zeit keinen Bestand mehr auf Lager. Dann greifen Betreiber – speziell bei älteren Anlagen – auf Netzwerke oder Plattformen wie SecondSol zurück.
Diese bieten Neu- und Gebrauchtteile. Wichtig sind bei Ersatzteilen, neben der Gewährleistung, etwaigen Zertifikate, die vor allem die technischen Spezifikationen erfüllen müssen – sowohl elektrisch als auch mechanisch.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Welche Rolle spielen Originalhersteller bei der Ersatzteilversorgung von Solaranlagen und was tun, wenn diese nicht mehr existieren?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Hersteller sind wichtige Partner – solange sie existieren bzw. noch passende Ersatzteile im Bestand haben. Wenn diese aber vom Markt verschwinden oder Modellreihen abkündigen, helfen spezialisierte Händler und Plattformen. Auf diesen finden sich dann entweder noch neue oder gebrauchte originale Ersatzteile oder eben kompatible Komponenten. Viele Komponenten sind ähnlich, insbesondere wenn sie aus einem ähnlichen Zeitraum stammen. Ein strukturierter Austausch im Rahmen von Revamping oder Repowering bietet zudem die Möglichkeit, Ersatzteile für andere Anlagen zu gewinnen.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Wie sollten O&Ms bei der Ersatzteilbeschaffung für PV-Anlagen vorgehen?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Eine durchdachte Ersatzteilstrategie beginnt bei der Bevorratung. Komponenten wie Wechselrichter und Module sollten in ausreichender Zahl vorhanden sein – inklusive Zubehör. Hat man Ersatzteile verbraucht und muss neue Komponenten anschaffen, sollte man auf eine entsprechende technische Kompatibilität achten, sofern es sich nicht um ein Originalprodukt handelt. Hier fängt es schon beim Stecker an. Auch Garantien, Gewährleistungen und etwaige Zertifizierungen können ein Thema sein. Bei gebrauchten Komponenten, wie z.B. Wechselrichtern, sind Prüfberichte von Werkstätten oft sehr ratsam. SecondSol kann z.B. auf Wunsch zu jedem gebrauchten Modul eine Elektrolumineszenzaufnahme und Leistungsmessung mitliefern. Für Betreiber kleinerer Portfolios oft unbekannt, aber hilfreich: Die SolarPower Europe – „O&M Best Practices Guidelines“ . Diese geben Empfehlungen zur Ersatzteilmenge. Die Lagerung kann auf der Anlage selbst, bei Servicepartnern oder in zentralen Depots wie SecondSol erfolgen – wichtig ist aber immer eine gute Bestandsübersicht und Inventartransparenz.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Wie kann man die Ersatzteilbeschaffung bei Solaranlagen in den Prozess der Wartung einbauen?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Ersatzteilmanagement und Wartung sollten eng verzahnt sein. Die Wartungsintervalle hängen von Komponenten und Einsatzbedingungen ab, eine regelmäßige Sichtprüfung, elektrische Messungen und vorbeugende Instandhaltung (z. B. Austausch verschleißanfälliger Bauteile) erhöhen die Anlagenverfügbarkeit signifikant.
Meine Erfahrung zeigt: Ein intelligentes, systematisch aufgebautes Ersatzteilmanagement spart nicht nur Kosten, sondern minimiert auch Ausfallzeiten und erhöht die Lebensdauer der Anlagen. Die wichtigsten Punkte dabei:
- Vorab einkalkulieren: Bereits beim Bau der Anlage sollten zentrale Komponenten – insbesondere Module und Wechselrichter – in ausreichender Menge bevorratet werden.
- Lagerstrategie definieren: Betreiber setzen je nach Portfolio auf dezentrale Lager (vor Ort bzw. bei Servicepartnern) oder Zentrallager
- Qualität sichern: Vor allem bei gebrauchten Komponenten (z. B. von SecondSol) kann ein Prüfzertifikat von Vorteil sein. Gebrauchte Module oder Wechselrichter können in Ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt oder defekt sein.
- Kompatibilität beachten: Bei Modulen sind hier neben den technischen Spezifikationen auch Geometrie und Steckertyp sehr wichtig. Bei Wechselrichtern sind es neben technischen Werten wie Spannung und MPPT-Eingänge vor allem auch die Kompatibilität zum vorhandenen Monitoring und zur Anlagensteuerung.
- Auf Literatur zurückgreifen: SolarPower Europe – „O&M Best Practices Guidelines“ geben Orientierungsowie Ersatzteillisten (kritische vs. nicht-kritische Komponenten)
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VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Und dazu kommt noch die Wahl des richtigen Tools für das Ersatzteilmanagement. Amperecloud Platform beispielsweise bietet mit seinem Betriebssystem für erneuerbare Energien einen zentralen Vorteil: Durch automatisierte Prozesse, lückenlose Dokumentation, Echtzeit-Tickets und digitaler Einsatzplanung kann der Bedarf an Ersatzteilen frühzeitig erkannt und geplant werden. Das vereinfacht die Ersatzteil-Logistik und macht sie nutzerfreundlich und transparent.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Und wie sieht die Ersatzteilbeschaffung der Zukunft aus?
STEFAN WIPPICH VON SECONDSOL: Die Trends sind eindeutig: Digitale Lagerführung, automatisiertes Refill, Second-Life-Komponenten, zirkuläre Nutzung von Ersatzteilen – das Ersatzteilmanagement wird flexibler, schneller und smarter. Plattformen wie SecondSol etablieren zentrale Lagerlösungen mit Just-in-Time-Versand. Betreiber können untereinander tauschen, Reparaturdienstleistungen organisieren oder überschüssige Bestände verkaufen.
VALENTINA MAURER VON AMPERECLOUD: Plus: Die Integration genau solcher Services in ganzheitliche Betriebssysteme wie Amperecloud eröffnet neue Effizienzpotenziale: Betreiber erhalten Transparenz über Verfügbarkeiten, Lagerstände und Einsätze – alles in einem System.
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Über SecondSol
SecondSol ist Europas führender Marktplatz für neue und gebrauchte Photovoltaik-Ersatzteile. Mit über 1 Million gelisteten Artikeln und einer stetig wachsenden internationalen Nutzerbasis ist die Plattform ein zentraler Baustein für den nachhaltigen Betrieb, die Instandhaltung und Reparatur von PV-Anlagen weltweit.
Ergänzt wird der Online-Marktplatz durch e in eigenes, 10.000 m² großes Ersatzteillager in Deutschland mit über 250.000 sofort verfügbaren Komponenten – von Modulen bis hin zu Wechselrichtern. Über den Bereich Fulfillment bietet SecondSol zusätzlich die professionelle Einlagerung und Logistik für Ersatzteile an – speziell für Anlagenbetreiber, Eigentümer und O&M-Dienstleister. So wird die Ersatzteilverfügbarkeit dauerhaft sichergestellt und der Wartungsprozess effizienter gestaltet.

Gegründet wurde SecondSol 2010 von Frank Fiedler und Stefan Wippich.
Heute führt Stefan Wippich das Unternehmen als einer der beiden Geschäftsführer. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Anlagenbau, Schadenmanagement und Service setzt er konsequent auf Kreislaufwirtschaft, digitale Prozesse und praxisnahe Lösungen.
Ein Beispiel dafür ist PV-Diebstahl.de, ein von SecondSol entwickelter, kostengünstiger und effektiver Diebstahlschutz für Photovoltaik-Anlagen – inklusive Tracking.